Es gibt da solche
immer wiederkehrende Situationen, die mich jedoch immer wieder aufs Neue
überraschen und beeindrucken. Ganz besonders, wenn ich Männer und Frauen beim
Einkaufen beobachte, was ich über alles liebe, nie öffentlich zugeben würde und
wenn - höchstens von wichtiger Recherche spreche. Nun möchte ich euch an meinen
Recherchen teilhaben lassen. Aufgrund des unendlich umfangreichen und höchst-interessanten
Materials, werde ich diese in einzelnen Teilen veröffentlichen, sodass auch
alle auf ihre Kosten kommen.
TEIL 1 - In der Umkleide -
Stellt euch folgende
Situation mal vor: ich stehe am Samstag in der Shopping-Rush-Hour in einer
Umkleidekabine eines für mich erschwinglichen Kleiderherstellers und höre meine
Umkleidenachbarin folgendes sagen: „Schatzi bringst du mir das Neckholder noch
in Pastellblau in Gr. XS und den Balcony-BH mit Spitze in Grau-Meliert Cup B?“
Als Antwort vernehme ich nur ein tiefes Atmen mit Seufzer und schlurfende
Schritte. Ich stelle mir sodann vor, wie das Schatzi völlig Planlos in mitten
all der Kleider herumirrt und versucht, den Auftrag auszuführen bzw. zu
ermitteln, was es denn da so genau suchen und bringen soll. Der Recherche nach
wohl kein Einzelfall. Nach einer gefühlten Ewigkeit (habe mich gerade durch die
neue Sommerkollektion probiert) kommt das Schatzi zurück und übergibt die
Beute. Natürlich nicht zum anspruchsvollen Gefallen der Dame. Es wird
diskutiert, dass Schatzi wird nochmals losgeschickt für den 2. Versuch. Schatzi
kommt zurück – bringt alles richtig. Ich spähe durch den Vorhang und sehe, dass
das Schatzi auf den – ich denke für wartende Männer – vorgesehenen Wartehockern
Parkposition einnimmt, den Kopf zurücklegt und die Arme vor der Brust
verschränkt, die Augen schliesst um wohl das gerade erlebte zu Verarbeiten. In
diesem Moment – zack - öffnet sich der Vorhang der direkt vor ihm liegenden
Kabine und er schreckt auf. Ich verstecke mich wieder in meiner Kabine und
lausche gespannt: „So wie findest du diese Skinny-Jeans mit dem Pastellblauen
Neckholder und der Malve-Strickjacke? Kann ich das tragen? Sehe ich gut aus? Ist
die Jeans nicht zu eng? Brauche ich einen Gürtel? Passen da meine Creme-Weiss
Schuhe mit den Riemchen dazu? Weißt eh welche?“ Ich riskiere einen Blick. Das
Schatzi sieht aus, als würde man eine Pistole auf Ihn richten. Die Dame betont
nochmals eine Antwort zu wollen und Schatzi nimmt die – ich ergebe mich –
Handhaltung ein, betont leise das ihr doch eh alles steht und sie das selbst
entscheiden soll, da sie so einen guten Geschmack hat. Die Dame zieht den
Vorhang zu und meint ihre Worte wohl zum Spiegel gerichtet: „Tzz der ist mir
keine Hilfe.“ Ich selbst bin fertig und gerade dabei die Umkleide zu verlassen,
sich der Vorhang vor dem Schatzi abermals öffnet und - als ob es bisher nicht
schon genug Demütigung für das Schatzi war – alle Kleidungsstücke samt
Kleiderbügeln aus der Kabine auf das wartende Schatzi fallen mit den Worten: „Kannst
ja schon mal aufbügeln und zurückhängen ich probier dann noch fertig.“ Da erhebt
sich nun das arme Schatzi unter einem Berg voller Frauenbekleidung und mit
Plastikbügeln in der Hand, mit hängenden Mundwinkeln und gedemütigtem Hundeblick
und verlässt abermals schlurfend, seufzend und ohne Worte vor mir die Umkleide.