Ich befinde mich derzeit auf Suche. Eile von einem Treffen zu nächsten - immer Top- gestylt und aufgeregt. Ich rede zielorientiert auf mein meist männliches Gegenüber ein und versuche ihn schon unterbewusst von meinen ausgezeichneten Fähigkeiten und meiner faszinierenden Persönlichkeit zu überzeugen und hoffe – beinahe so wie ein hilfloser Single – auf eine Chance.
Nur, dass ich mir keinen neuen Typen sondern einen neuen Job angeln will.
Und ich erkenne nun langsam Parallelen zwischen einem 1. Date und einem Vorstellungstermin. Egal welches dieser beiden Szenarien: ich bin aufgeregt. Das macht sich schon Stunden zuvor vor dem Kleiderschank und in zahllosen Selbstgesprächen auf der Fahrt zum Treffen bemerkbar. Dann das Treffen selbst:
Begrüßung – 1 Eindruck (Schublade) – Gespräche – Sympathieabgleich (Schublade) – Vereinbaren des weiteren Verbleibs – warten auf den Rückruf – Sieg oder Niederlage.
Im Grunde für beide Szenarien dasselbe: Präsentieren, abgleichen, entscheiden. Jedoch muss ich auch eingestehen, dass es da einen gravierenden Unterschied gibt: D(i)e(r)jenige der sich für ein Vorstellungsgespräch verabredet hat, hat bereits einen vollständigen Überblick über die gesamte arbeitsspezifische Vergangenheit, inklusive eine Auflistung der persönlichen Stärken und Fähigkeiten sowie eines Fotos und das sind (meist!) ehrliche und richtige Angaben. Er/Sie kann also in etwa schon abwägen, was ihn/sie erwartet. Bei einem 1. Date gibt es meist keine brauchbaren Vorab- Informationen.
Deshalb ist es schwer, sich schon vorher ein Bild zu machen. Dies ist wohl auch der Grund, warum immer mehr alleinstehende Menschen sich partnerschaftsvermittelnde Internetportale suchen. Da durchläuft man ja auch eine Art Vorauswahlsystem wie in der Personalabteilung. Wie praktisch! Aber mal ehrlich: wäre es oft nicht viel spannender, aufregender und interessanter, wenn man vor einem solchen Gespräch nicht schon alles über sein Gegenüber weis? Wenn man demjenigen eine Chance gibt, ohne diesen gleich aufgrund der vorliegenden Fakten zu verurteilen (in eine Schublade zu stecken) oder abzulehnen. Vielleicht würden Menschen Stellen bekommen, für die sie wegen ihres Werdeganges oder der fehlenden Erfahrung nicht einmal eingeladen worden wären? Vielleicht würden sich Menschen ineinander verlieben, wenn sie nicht wüssten, was ihr Gegenüber für Vorlieben und Hobbies hat. Ich finde, man sollte auch im heutigen Zeitalter dem guten alten Blind-Treffen eine neue Chance geben. Was meint ihr?
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