05 März, 2014

GESUND DURCH SCHLECHTES GEWISSEN


Ich kenne niemanden, der freiwillig gerne krank ist. Der Freude daran findet, in bequemer Gammelkleidung Zuhause dahin zu vegetieren, sich von Hühnerbrühe, Tee und pharmazeutisch nicht gerade hilfreichen aber angepriesen effektiven und absolut ekelhaft schmeckenden Medikamenten zu ernähren. Sich zu allem Überfluss von langweiligem und niveaulosen Fernsehprogramm unterhalten zu lassen und ständig in diversen Statusmeldungen und besorgten Telefonanrufen mitzuteilen, wie sich die Körpertemperatur gerade anfühlt.  Doch dies ist nicht das schlimmste. Nicht einmal die Erkrankung und die schmerzhaften Symptome. Nein. Das schlimmste ist die frühmorgendliche Nachricht an die Arbeitskollegen oder den Chef. Die Nachricht, in der man offiziell kundtut, man lebt auf der schwachen Seite der Menschheit. Denn in der heutigen Arbeitswelt hat man nicht mehr krank zu sein. Und wenn doch, sollte man sich zusätzlich zur Erkrankung auch gewissenstechnisch wirklich schlecht fühlen. Statistisch quält sich somit fast jeder 3te mit deutlichen Krankheitssymptomen zur Arbeit, obwohl er ins Bett gehört. Montags sogar jeder 2te. Auch die Pharmaindustrie macht sich diesem Halbtotindiearbeit-Trend zu Nutze und investiert mehr in Medikamente und Produkte welche einen schnellen Heilungsprozess  oder gar eine Unterdrückung der Symptome fördern. Nur zu welchem Nutzen? Ein kranker Mitarbeiter nutzt mir weniger als ein gesunder. Er kann mir nicht die erwartete Leistung bringen und steckt mir wohlmöglich noch den Rest der Kollegen an, was zur Folge hat, dass es noch mehr halbkranke oder gar richtige Krankheitsausfälle gibt. Also wozu der Druck und das Gerede hinter vorgehaltener Hand? Für mich unverständlich. Ich sage immer keiner im Unternehmen ist so wichtig, dass er nicht auch mal krank sein kann. Ausserdem ermöglichen sich dadurch völlig neue Perspektiven. Manche Kollegen müssen dadurch Tätigkeitsbereich übernehmen, die sie vorher nicht kannten (oder nicht kennen wollten) und erkennen dadurch, was der Kollege überhaupt leistet oder sogar: dass ihnen diese Tätigkeit auch zusagt! Der Chef erkennt wohlmöglich, dass Kollegen effizienter arbeiten, wenn Personal ausfällt und das wiederum gewährleistet ihm, dass es so auch geht. Klar gibt es immer welche, die das System ausnutzen, das lässt sich wohl nicht vermeiden. Alles in allem bleibt es jedoch eine schwierige Angelegenheit und ich bin gespannt, wie es in der Zukunft aussieht. Wer dann das schlechte Gewissen ertragen muss...  wünsche allen von Herzen eine gute Besserung! 

Keine Kommentare: